Ermutigung zur Klage

Titelbild 'Lass Deine Klage hören'

Mir ist bei Gesprächen mit Trauernden aufgefallen, dass bei uns “Kopf hoch” und Beherrschung mehr üblich sind als zu dem zu stehen, was ist. Das verbaut uns den Weg, wirklich zu sagen, was uns bekümmert und schmerzt, und hält manchen Groll lange wach. Die Bibel - die Klagepsalmen, das Buch Hiob, die Evangelien - und ebenso das Gesangbuch wollen uns den Weg frei machen, unsere Klagen vor Gott auszusprechen, und sehen das “Jammertal” als Durchgangsstation darüber hinaus.

Mit meinem Buch möchte ich Mut machen zur Klage. Die Erfahrungen vieler Menschen zeigen: Klagen tröstet.

Rezension von Andreas Rössler, ehem. Chefredakteur, im Evang. Gemeindeblatt für Württemberg

Der Verfasser … ist seit einigen Jahren in der Arbeit mit Trauernden engagiert. Er schreibt aus Erfahrung und theologisch durchdacht. Menschen, die Verluste erleiden mussten und trauern, werden ermutigt, die eigenen Gefühle nicht zu unterdrücken. Auch Gott gegenüber hat die Klage, die nicht mit Jammern und Selbst-mitleid zu verwechseln ist, ihr Recht. Vor Gott dürfen wir ehrlich sein. Er fühlt und leidet mit und will uns als seine Partner. Unangemessene Gottesbilder dürfen abgebaut werden. Wer die Stadien der Trauer durchschreitet, macht eine Wandlung durch und findet zu einem neuen Anfang. Ein seelsorgerliches, praktisches, hilfreiches Buch.

Ausgabe 47 / 1992

Rezension von Rolf Steinhilper im Deutschen Pfarrerblatt

In dem kleinen Buch hat Thomas Frister eine gute und wichtige Hilfe angeboten, das verschüttete Lied der Klage wieder aufzunehmen. Denn wie viel Kraft und Energie wird freigesetzt, wenn jemand, der einen lieben Menschen hergeben musste, gerade seine bitteren Erfahrungen und Enttäuschungen im Schmelztiegel der Klage zusammentragen kann. Die Klage ist mehr als ein situativer, affektgeladener Ausbruch wilder Gefühle, der schnell unter Kontrolle zu bringen wäre. Sie ist ein erster Schritt auf dem Weg einer lebensnotwendigen seelischen Arbeit. Das Buch macht Mut zur Klage von der ersten Seite an. Es beschreibt und zeichnet einen Weg, den leidende und trauernde Menschen mitzugehen eingeladen werden. In einfühlender Behutsamkeit werden zunächst Gefühle, Hemmungen und Einreden gegen das Klagen aufgenommen. Auch hinter den formelhaften, Leben verneinenden Maßregeln wie »Deine Klage will doch keiner hören«, »Wehe, du widersprichst!« oder »Du musst dich beherrschen. stark sein und darfst keinen Schmerz zeigen« sucht der Autor die Menschen auf, die dadurch gezwungen werden, den »Eiter der Seele« bei sich zu behalten und eine gefährliche Entzündung damit auslösen. Es ist besonders hilfreich, wie anhand der Klagepsalmen (exemplarisch an Psalm 22) der Weg der Klage beschrieben wird. Was in der »Klage als Wendeltreppe« mit Psalmen und biblischen Texten zuwege gebracht wurde, das zeugt von einer anteilnehmenden inneren Begleitung, die dem andern einen festen Halt anbietet. In den Betrachtungen zu Psalmen, biblischen Abschnitten und Liedern wird eine für die Betroffenen erreichbare und zugängliche Quelle erschlossen, an der das Herz wieder gesunden kann. Man kann dem hilfreichen Buch auch für gesunde Tage nur viele Leser wünschen, um den eigenen Glauben und die Erfahrung für sich und für andere zu vertiefen.

Ausgabe 2 / 1993, S. 102

Rezension von Maria Hermann in a u b (Arbeit und Besinnung)

Klage, die sich nicht äußern kann, verhindert Prozesse: Trauerprozesse, Reifeprozesse, Lebensprozesse. Klage, die nicht hörbar wird, hält den Menschen fest, fixiert ihn auf sich selbst, isoliert ihn, ja, kann ihn innerlich zerstören. Aber viele von uns haben es nicht gelernt, zu klagen. Ihre Erziehung hindert sie daran. Erfahrungen machen sie stumm: “Er, will mich doch keiner hören.? Religiöse Prägung lässt die Klage als etwas Negatives, als Ausdruck von Unglaube erscheinen. Gottesbilder verbieten die Klage. Im ersten Teil seines Buches geht Thomas Frister den Einreden gegen die Klage nach und entkräftet sie, indem er ihnen auf den Grund geht. Er hilft dazu, Klage nicht als etwas Unerlaubtes, des Glaubens nicht Würdiges zu verstehen, sondern gerade als Äußerung des Glaubens, als eine Rede zu Gott hin, die aus der Tiefe heraus um neues Vertrauen ringt. Klage ist ein Reden des ganzen Menschen mit Gott, mit Herzen, Mund und Händen, mit Gebärden und stammelnden Worten oder wortlosem Laut, sie ist Ausdruck einer Beziehung, die nicht begraben werden darf, wenn der Mensch überleben und seine Seele genesen soll. Im zweiten Teil “Handeln gegen die Angst” zeigt Frister an der Geschichte vom Seewandel Jesu, wie Jesus in seinem Umgang mit Petrus den nötigen Lebensprozess und Reifeprozess ermöglicht, indem er ihn aus der Tiefe der Angst, in der er sich selbst verloren glaubt, in ein neues Vertrauen rettet. Vertrauen setzt eine Auseinandersetzung mit den Widerständen voraus, die aus dem eigenen Innern aufstehen und ein Aufbrechen oder Weitergehen hindern und uns lähmen. Diese Widerstände sind oft unerkannt - das verhindert die Auseinandersetzung mit uns selbst. Frister gibt hilfreiche Anregungen für die Auseinandersetzung mit dem Feind in uns selbst. Klagen will gelernt sein. Es ist ein Prozess, ein Weg. In einem dritten Teil beschreibt Frister die einzelnen Wegschritte und gibt dem Leser ermutigende Anregungen, wie er oder sie sich auf diesen Weg einlassen kann. Im vierten Teil seines Buches: “Die Klage im Raum der Kirche” zeigt Frister wie Liederdichter des Evangelischen Kirchengesangbuches sich selbst die Klage verbieten und damit bei anderen verhindern oder unterdrücken. Auch die Agende der württembergischen Landeskirche für die Bestattung lässt die Klage nicht laut werden. Das erweist sich als wenig hilfreich für Trauernde. Sie fühlen sich alleingelassen und unverstanden. Begleitung Trauernder erscheint zunehmend als wichtige Aufgabe der Gemeinde. Trauerseminare werden in unserer schnelllebigen Zeit, die Wachstumsprozesse so wenig abwarten kann und Rituale verkümmern lässt, immer dringender. Im Anhang bietet Frister eine Auswahl von alttestamentlichen Klagepsalmen und Klagegedichten aus unserer Zeit, die Verluste, Schuld, Bedrängnis durch Widersacher von außen und von innen und Todesgefahr beklagen, um eigenes Vertrauen ringen, um Vergebung bitten, Hilfe erflehen und erfahrene Hilfe bezeugen und andere zum Vertrauen ermutigen.

Ausgabe 1 / 1993

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Was hindert uns zu klagen? - Einreden
  • Die irdischen Väter und der göttliche Vater
  • “Deine Klage will doch keiner hören”
  • “Gott leidet nicht mit dir”
  • “Wehe, du widersprichst!”
  • “Gott ist gerecht”
  • “Du mußt dich beherrschen, stark sein und darfst keinen Schmerz zeigen” Die vorschnelle Sinngebung des Leidens
  • “Du darfst dich nicht (zu sehr) freuen!” - “Die Welt ist eben ein Jammertal!”
  • “Du darfst nicht wissen, woran du bist!” - “Es ist doch alles vorherbestimmt”
  • “Du darfst nicht klagen: das ist doch Unglaube!”
Handeln gegen die Angst
  • Die Geschichte vom Seewandel Jesu als Ermutigung zum Handeln
  • Widersprich den negativen Einreden!
Der Weg der Klage
  • Wegweiser: Die Erfahrungen anderer
  • Klage als Wendeltreppe - Phasen der Trauer
  • 1. Phase “Das kann doch nicht wahr sein!” “Gott, warum?” Die Anklage als Öffnung der Erstarrung
  • 2. Phase “Hilfe, ich versinke”
  • 3. Phase “Wie kann ich ihn/sie/es wiederfinden?
  • 4. Phase: “Ich kann wieder leben und froh sein”
Praktische Schritte: Wie fange ich an?
Die Klage im Raum der Kirche
  • Die Klage im Gesangbuch
  • “Herr, erbarme dich!” Klageelemente in der kirchlichen Bestattung
  • Begleitung der Betroffenen - Trauerseminare
  • Ein Erfahrungsbericht
Anhang
  • Ausgewählte Klagepsalmen
  • Klagegedichte aus unserer Zeit
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Verzeichnis der Bibelstellen

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